Erfahrungsbericht 1 – Die Steiermark Beginnt An Der Wiener Stadtgrenze

Ich kann mich noch gut an die Stimme der Dame erinnern, als sie am Telefon den ersten Termin für ein Beratungsgespräch vereinbarte. Sie hatte traurig geklungen, etwas von Resignation glaubte ich darin zu hören. Nicht nur durch meine jahrelange Tätigkeit als verdeckter Ermittler bin ich gut darin Stimmungen zu erkennen. Angst, Verzweiflung, Zorn. Emotionen, die mich täglich in meinem Beruf begleiten.

Und nun sitzt sie mir in der gemütlichen Besprechungsecke in meinem Büro gegenüber. Es ist Vormittag, draußen scheint die Sonne. Aber meine neue Klientin hat davon nicht viel mitgebracht.

„Ich bin so enttäuscht von diesem Mann“ offenbart sie mir gleich zu Beginn und in ihren Augen schimmert es feucht. „Da mache ich ihm seit Jahren den Trottel, verzichte für ihn und der Kinder wegen auf Karriere und stelle eigene Wünsche hintan!“ Sie ballt die Fäuste. Und dann betrügt mich dieses Aas mit der Nachbarin! Dieser …“

Ich kann ihre Aufregung verstehen, aber vorerst geht es darum, die Fakten zu erheben, damit ich tätig werden kann und beginne Fragen zu stellen.

„Wie sicher sind Sie, dass Ihr Mann Sie betrügt, woran können Sie das erkennen?“ ist meine erste Frage. Und dann strömt es aus hier heraus. Die gleichzeitige Abwesenheit der beiden, das offensichtlich hämische Grinsen dieser Nachbarin, wenn sie ihr begegnet. Heimliche Telefonate, verdeckter Computerbildschirm, neues Rasierwasser und neues Outfit. Wenn das nicht Beweis genug ist.

Ich erkläre meiner Klientin, dass sie „gerichtsverwertbare“ Beweise braucht, wenn sie gegen ihren Mann vorgehen will und weise sie darauf hin, dass sie die Kosten meines Einsatzes von ihrem Mann zurückfordern kann, wenn seine Schuld durch diese Beweise schlüssig bewiesen ist. Das überzeugt sie und ich erhalte von ihr den Auftrag. Ich sichere ihr zu, dass sie innerhalb von 14 Tagen ein Ergebnis haben wird und damit verabschieden wir uns und ich kann mich an die Arbeit machen.

Solche Ermittlungen im privaten Umfeld sind meist sehr aufwändig und man darf sie mit der Arbeit von Ermittlern, wie man sie aus Film und Fernsehen kennt, nicht vergleichen. Als privater Ermittler bin ich auch dem Schutz der Privatsphäre verpflichtet und das umfasst auch jene Personen, gegen die ich ermittle.

Ich habe zwar wirklich hochwertiges technisches Equipment, vor allem auch um Beweise zu sichern, ansonsten bin ich auf meine Intuition und oft auf meine Netzwerkpartner angewiesen.

In dem Fall der Frau Mayer (Name ist geändert) beginnt mein Auftrag mit der Beobachtung des Ehemannes und ein Partner von mir kümmert sich gleichzeitig um sein vermutetes „Objekt der Begierde“ – also die Nebenbuhlerin.

Bereits nach zwei Tagen findet eine erste Kontaktaufnahme statt. Ein Cafe in der Innenstadt. Das passt gut. Da kann ich in der Menschenmenge untertauchen – mich unsichtbar machen, wie schon gesagt: „verdeckter Ermittler“.

Ich kann die beiden bald ausmachen. Auf den ersten Blick würde man sie nicht für ein Liebespaar halten. Doch ich bin geschult im „zweiten Blick“. Der zeigt mir dann, die versteckten Signale. Berührungen beim Überreichen der Speisekarte, anscheinend absichtslos, aber für das geschulte Auge eindeutig. Da brauche ich gar nicht mehr auf die Füße unter dem Tisch zu schauen, die sich bei den beiden schon in einem kleinen Ringkampf befinden. Die Sache ist klar – jetzt geht es darin die Beweise zu sichern.

Von meiner Klientin erfahre ich, dass ihr Mann in zwei Tagen ein Seminar in der Steiermark besucht. Zwei Tage hat er zu ihr gesagt, aber vielleicht hängt er noch einen Tag an, wenn das Wetter schön ist. „Klar,“ sagt sie darauf „das Wetter ist sicher schön.“

Am Tag der Abreise – er fährt gegen sechs Uhr morgens los – mache ich mich auf um einen Morgenspaziergang zu machen. Sportliches Outfit, lockere Kleidung kennzeichnen mich als Mann, der vor dem Büro noch schnell eine Runde drehen will. „Ganz zufällig“ komme ich an dem Haus meiner Kundin vorbei und obwohl die Straßen um diese Zeit menschenleer sind, befürchte ich nicht, dass ich auffalle.

So ist es auch. Der Mann tritt pünktlich aus dem Haus und geht die paar Meter zu seinem Auto. Er sieht sich zwar um, aber sein Blick streift mich nur kurz und wandert schnell weiter, wo gerade eine Frau ebenfalls ihr Haus verlässt und in ihr Auto steigt. Bingo, denke ich.

Ein schneller Anruf an meinen Partner, der diesen Fall gemeinsam mit mir bearbeitet und der Hinweis, dass er sich vorerst nur um das Auto des Verdächtigen kümmern soll beenden diese Phase und ich fahre schnell ins Büro um mich umzuziehen. Ich weiß, dass ich ungefähr eine halbe Stunde Zeit habe.

Und richtig: Nach exakt 24 Minuten meldet sich mein Partner und berichtet mir, dass er den Mann bis zur ersten Raststätte an der Südautobahn verfolgt hat. Dort steht der nun auf dem Parkplatz neben seinem Wagen und raucht eine Zigarette. Ich beauftrage ihn noch einige Fotos zu machen und mache mich ebenfalls auf den Weg. Ich habe das richtige Gespür gehabt.

Zur Berichterstattung treffe ich mich mit meinem Partner im Tankstellenshop der Raststätte, da fallen wir nicht so auf. Es ist wirklich gut, wenn man sich auf ein funktionierendes Netzwerk verlassen kann.

Kurz darauf sehen wir die vermeintliche Geliebte mit ihrem Auto auf den Parkplatz fahren. Sie ist ganz vorsichtig, stellt sich weit weg von dem „Objekt“. Wir sind gespannt, wie das weitergeht.

Ich habe ehrlich nicht gedacht, dass es so einfach ist. Auf der Terrasse des Restaurants fühlen sich die beiden unbeobachtet und es kommt zum ersten Austausch von Zärtlichkeiten, eine Umarmung, ein Kuss. Ich bin ganz der in sein Tablet vertiefte Geschäftsmann und kann so einige gut verwertbare Aufnahmen machen.

Wenn ich vorerst gedacht habe, dass die Reise weitergeht, so wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Die Reise endet hier, genauer gesagt im Zimmer 8 des angeschlossenen Motels. Einige Unvorsichtigkeiten des Mannes haben dazu geführt, dass ich Aufenthaltsdauer und Zimmer erfahren habe – Menschen geben wirklich viel zu bereitwillig Auskunft.

So erfahre ich, dass das Paar zwei Nächte gebucht hat und ich richte mich auch darauf ein, diese Zeit hier zu verbringen. Und so kommt es wie es kommen muss: Ich kann die gemeinsame Aufenthaltsdauer auf dem gemeinsamen Zimmer dokumentieren – also quasi die „Seminarzeiten“. Es gibt genügend Fotos von kleineren Ausflügen, die die beiden in der Zeit gemacht haben. Und die Kopie einer Restaurantrechnung für das servierte Candle-Light-Diner am Zimmer.

Bereits nach insgesamt 5 Tagen kann ich meiner Klientin die Beweise liefern. Sie kann nur den Kopf schütteln über diese Unverfrorenheit, sie sozusagen vor „der Haustür“ zu betrügen. Aber nun weiß sie Bescheid und wird die nötigen Schritte einleiten. Mit den von mir akribisch aufbereiteten Unterlagen und Dokumentationen, meiner Scheidungsermittlung, ist das ganz einfach – und die Kosten für meinen Einsatz, kann sie nun ebenfalls einfordern.